Ein Teil des Musiksommers Campus Cleve ist der Heinrich-Neuhaus-Meisterkurs für Klavier.

Hiermit erinnern die Veranstalter an diesen unvergleichlichen russischen Pianisten und Klavierpädagogen deutscher Abstammung.

Heinrich Neuhaus

Heinrich Gustavovich Neuhaus (1888-1964) ist einer der bedeutendsten Pianisten und Klavierpädagogen des 20. Jahrhunderts. Er wird in Elisabethgrad als Sohn von Gustav Neuhaus und dessen Frau Olga, geb. Blumenfeld geboren; der Vater Gustav entstammt der Kalkarer Fabrikantenfamilie Neuhaus, die von 1840-1914 die Klavierbaufabrik "W. Neuhaus Söhne Calcar" betreibt.

Heinrich Neuhaus debütiert im Dortmund und studiert ab 1905 bei Leopold Godowvsky in Berlin an der dortigen Kgl. akademischen Hochschule für Musik. Weitere Ausbildung erhält er von Heinrich Barth (Berlin) und in Wien in der Meisterschule der Wiener Musikakademie.

Sehr bald erkennt der Ausnahmekünstler als seine Stärke das Unterrichten, nicht das Konzertieren. Nach kurzer Tätigkeit als Professor am Konservatorium von Kiew (seit 1919) geht er 1922 bis zu seinem Tode 1964 an das Moskauer Konservatorium. Zu seinen Schülern gehören u.a. Svjatoslaw Richter, Emil Gilels, Radu Lupu, Igor Shukow oder Victor Krainew.


Die Kunst des Klavierspiels

In dem von Heinrich Neuhaus verfassten Lehrwerk "Die Kunst des Klavierspiels" verewigt er sich und seine pädagogischen Ideen. Er liebt seine Schüler väterlich, stets bemüht, ihnen moralisch oder auch materiell zu helfen. Er selbst beherrscht alle bedeutenden Werke der Klavierliteratur. Durch seine Überlegungen zur Neugestaltung der Musikerziehung bzw. gründlichen Analyse der Institutionen zum Musikunterricht verschafft sich Heinrich Neuhaus einen intensiven Einfluss auf die pianistische Kultur bis in die Gegenwart hinein.

Er formuliert dabei eher seine Gedanken und Leitsätze über die Mentalität und das innere Wesen des Pianisten, weniger über das Handwerkliche und die Technik.

Musikalität, Intelligenz und Künstlertum sind Neuhaus' Schlagworte. Sein Leitbild ist Beethoven, sein Menschenbild ist das Genie.


Heinrich Neuhaus' Privatleben

Von der Familie wird Heinrich Neuhaus liebevoll "Harry" genannt; wie Briefe belegen, verliert er nie den Kontakt zu den Verwandten im fernen Deutschland.

 

Als junger Mann ist er mit Adolfine Maria ("Ada") Neuhaus verbunden, der Tochter seines Onkels Fritz Neuhaus und dessen Frau Johanna, geb. Mühlenhoff. In einem Brief an Ada aus dem Jahr 1964, kurz vor seinem Tod, unterschreibt er noch mit den Worten "in alter Liebe und Freundschaft (...). Grüsse, Küsse, Liebe, Freundschaft, Dein Baas Harry."

 

Der Künstler heiratet insgesamt drei Mal. Die erste Ehe (geschlossen 1918) wird 1930 einvernehmlich geschieden und seine Frau Zinaida Nikolaevna ehelicht danach Boris Pasternak. Zahlreiche Briefe belegen, dass Neuhaus mit dem Paar eine innige Freundschaft bis ans Lebensende pflegt. Aus dieser ersten Ehe stammen zwei Kinder; ein schwerer Schicksalsschlag ist der Tod des Sohns Adrian ("Adik") im Jahr 1945. Sein zweiter Sohn heißt Stanislaw ("Stasik"). Dieser ist der Vater von Stanislaw Bunin, einem namhaften zeitgenössischen Pianisten, der 1988 aus der damaligen UdSSR nach Japan (und Deutschland) emigrierte und der beim 1.  und 2. Internationalen Musiksommer Campus Cleve als Dozent anwesend war.

In zweiter Ehe ist Neuhaus mit Milica Sergeevna Sokolova-Borodkina verheiratet, mit der er die Tochter Milica bekommt.

Die dritte Ehe mit Sylvia Aichinger bleibt kinderlos.

 

 Heinrich Neuhaus spricht neben Russisch auch perfekt Deutsch, Polnisch, Französisch und Italienisch, empfindet sich selbst dabei als Deutschen.


Flyer: Musiksommer Campus Cleve, Informationen zu Heinrich Neuhaus

(Anklicken vergrößert das Bild, darunter als PDF zum Download)

Download
Flyer: Musiksommer Campus Cleve, Informationen zu Heinrich Neuhaus
Heinrich Neuhaus Musiksommer Campus Clev
Adobe Acrobat Dokument 2.5 MB

Literatur

Mühlenhoff, Barbara: Die Pianofortefabrik W. Neuhaus Söhne Calcar, Books on Demand Norderstedt 2009

Neuhaus, Heinrich: Die Kunst des Klavierspiels, herausgegeben von Astrid Schmidt-Neuhaus, Musikverlage Gerig (o.A. des Ortes) 1967